🌈 Aus der Plattform in den Alltag: Die Eröffnung der AlleFarben Alltagshilfe GmbH
- Andreas Schütz
- vor 6 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Es gibt Momente, da wird aus einem Gedanken ein Projekt – und aus einem Projekt etwas sehr Konkretes. Ein Angebot, das greifbar ist, sichtbar wird, Wirkung entfaltet. Genau so ein Moment war die feierliche Eröffnung der AlleFarben Alltagshilfe GmbH in Berlin.
Was viele nicht wissen: Dieses queersensible Alltagshilfeangebot ist nicht aus dem Nichts entstanden. Es ist ein Ergebnis von Gesprächen, Beobachtungen, Erfahrungen – und letztlich auch von dem, was wir mit QueerPflege.de in den letzten Jahren aufgebaut haben. Die Idee von queersensibler Pflege, von sicherer Unterstützung und echter Sichtbarkeit wurde hier auf dieser Plattform entwickelt, geteilt, gesammelt. Und jetzt, mit AlleFarben, ist sie ein konkreter Teil der Berliner Versorgungslandschaft geworden.
Wie alles begann – aus der Community, für die Community
Als QueerPflege.de im Jahr 2022 gegründet wurde, ging es zunächst darum, eine Lücke sichtbar zu machen: den Mangel an queersensiblen Pflegeangeboten. Viele queere Menschen, die älter wurden, pflegebedürftig waren oder Angehörige pflegten, berichteten von Unsicherheit, Diskriminierung, Ausgrenzung – oder schlicht von der Angst, sich selbst nicht zeigen zu dürfen.
Die Plattform sammelte, vernetzte, zeigte auf: Wo gibt es Angebote? Wer arbeitet schon sensibel? Welche Beratungsstellen kennen sich aus? Welche Träger sind offen? Die Rückmeldungen waren überwältigend – und sie waren eindeutig: Es braucht mehr. Und es braucht Praxis.
Für Andreas Schütz, Gründer von QueerPflege und selbst Pflegeberater mit langjähriger Berufserfahrung, wurde aus dieser Erkenntnis ein klarer nächster Schritt: ein eigenes Angebot gründen, das genau diese Lücke füllt. Mit Haltung. Mit Know-how. Mit direktem Bezug zur queeren Community.
AlleFarben Alltagshilfe – eine Ausgründung aus gelebtem Wissen
Seit Februar 2025 ist es so weit: Die AlleFarben Alltagshilfe GmbH unterstützt Menschen in ganz Berlin bei alltäglichen Dingen – vom Einkauf bis zur Terminbegleitung, vom Haushalt bis zur sozialen Teilhabe. Das Besondere: Das Angebot richtet sich explizit an queere Menschen und ist auf Diskriminierungssensibilität ausgerichtet. Es ist fachlich anerkannt, abrechnungsfähig über die Pflegeversicherung (§ 45a SGB XI) und wird von einem queeren, divers aufgestellten Team getragen.
Die Gründung war kein leichter Weg. Formulare, Anerkennungsverfahren, Konzepte, Finanzierung, Personalsuche – all das hat Zeit, Kraft und Nerven gekostet. Aber gleichzeitig ist etwas entstanden, das auf einer starken Grundlage ruht: den Stimmen, Bedürfnissen und Perspektiven, die über QueerPflege.de gesammelt wurden.
Eine Feier voller Verbindung – mit Haltung, Austausch und Ausblick
Im Juni 2025 wurde nun die Eröffnung offiziell gefeiert – mit einer Veranstaltung, die ebenso warm wie politisch war. Statt einer klassischen Einweihung stand der Austausch im Vordergrund.
Ort der Feier war das We Are Village – ein queerer Safe Space in Berlin, ein Raum der Offenheit, des Respekts und der Kreativität. Hier geht es um Zugehörigkeit, nicht nur um Dienstleistung.
Unter den Gästen waren Vertreter:innen von:
Viele dieser Menschen begleiten QueerPflege schon lange – andere kamen neu dazu. Was alle verband: der Wunsch, Versorgung gerechter, respektvoller und inklusiver zu gestalten.
Podiumsdiskussion statt Showprogramm – echte Stimmen statt Hochglanz
Ein zentrales Element der Feier war eine offene Podiumsdiskussion, in der es nicht nur um das Projekt selbst ging, sondern um die größeren Fragen:
Wie steht es um die Versorgung queerer und HIV-positiver Menschen im Alter?
Welche Hürden gibt es im Alltag?
Wie können queere Pflegepersonen gestärkt werden?
Und was muss passieren, damit Vielfalt kein Sonderfall, sondern selbstverständlich ist?
Das Publikum brachte sich intensiv ein. Viele persönliche Geschichten wurden geteilt, viele Perspektiven sichtbar gemacht. Es war ein ehrlicher, offener, bewegender Austausch – genau das, was queersensible Pflege ausmacht: zuhören, verstehen, gemeinsam weiterdenken.
Was AlleFarben konkret anbietet – und warum das relevant ist
AlleFarben bietet keine „Spezialpflege“ für queere Menschen – sondern ein Umfeld, in dem queere Identität, Lebensform und Geschichte ganz selbstverständlich mitgedacht werden. Ein Ort, an dem:
niemand Fotos vom Partner oder der Partnerin verstecken muss,
niemand beim Outing zögert,
niemand in seiner HIV-Positivität beschämt wird,
niemand Angst vor komischen Blicken oder Kommentaren haben muss – weder als Klient:in noch als Mitarbeiter:in.
Stattdessen gibt es: Respekt, Verlässlichkeit, Fachlichkeit und ein offenes Miteinander.
„Wir wollen, dass Menschen bei uns ganz da sein dürfen – mit allem, was sie sind und was sie brauchen,“ sagt Andreas Schütz.
Und was kommt jetzt?
Die Arbeit beginnt eigentlich erst. In den nächsten Monaten plant AlleFarben:
den Ausbau der Kooperationen mit anderen queeren Trägern,
die Entwicklung niedrigschwelliger Fortbildungen zur diversitätssensiblen Pflege,
eine stärkere politische Vernetzung – etwa im Kampf um Versorgungssicherheit für queere und HIV-positive Menschen,
und natürlich: viele weitere Begegnungen zwischen Alltagshelfenden und Menschen, die Unterstützung suchen.
Ein Projekt aus der Community – zurück in die Community
AlleFarben ist mehr als ein Unternehmen. Es ist ein Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn queere Perspektiven ernst genommen, professionelles Wissen eingebracht und Netzwerke gepflegt werden. Es ist eine Antwort auf viele Gespräche, die wir bei QueerPflege geführt haben. Und es ist ein Mutmacher für alle, die sich für mehr Sichtbarkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung im Pflegealltag einsetzen.
Weitere Infos zur AlleFarben Alltagshilfe findest du unter: